Thursday, January 19, 2006

Fragment

Ein Mann im Mittleren Alter, er ist vielleicht 42 höchsten 45, sein Haar bedeckt nur noch Teile seines Kopfes, gestikulierend und schwafelnd steht er unten, einen Zeigestock hält er in der Hand. Manchmal legt er den Stock zur Seite, nimmt ein Stück Kreide in die Hand und schreibt für mich völlig unverständliche Dinge an die Tafel, Zeichen, Zahlen, Abkürzungen, wirres Zeug für mich. Werde ich dies jemals verstehen? Gut manchmal blitzt es in meinem Gehirn auf und ich freue mich, wenn ich ein Fragment des Vortrages erfasse und sogar verstehe, ein Zusammenhang aber, erschließt sich mir nicht. Jeder Teil seine Vortrages leitet er mit „Das ist jetzt ganz besonders wichtig“ ein, jeden, wie kann es da noch wirklich wichtig sein? Wenn alles gleich besonders wichtig ist, ist nichts besonders wichtig, welch ein Unsinn, er macht mich krank. Ja krank, und meine Gedanken versuchen ständig zu fliehen, auf meinen Text, auf meine Zeit, in mein Leben. Starke Worte, ich weiß, aber es ist so. Neben, hinter, unter mir gemurmel, wie viele dieser jungen Leute verstehen hier etwas, es ist auch egal. Was ist eigentlich nicht egal? Ach, jetzt fällt es mir wieder ein, wieso sitze ich jetzt hier, schreibe mir meine Finger wund?
Welche Idee hatte ich, natürlich, die Gedanken meiner heimlichen Sucht drängen sich wieder nach vorn. Manchmal sind diese Gedanken wirklich eklig, manchmal reizend, ungehäuerlich, auschweifend oder zerfetzt. Ich kann sie nicht immer so festhalten, wie ich das will, ich will es auch nicht immer. Zwischendrin taucht aus den Tiefen meines wirren Geistes immer wieder diese Blonde auf, und da ist da noch die Kleine. Welch ein Durcheinander, kann man das jemals ordnen?
Wozu? Das ist eine verdammt gute Frage. Sicherlich um sich sicher zu fühlen. Immerwieder unterbricht die Sprache des Mannes meinen Fluß des Schreibens, könnte ja was interessantes, nein besser vielleicht verständliches dabei sein. Ach, wieder vergebens. Wieviele Menschen werden hier in diesem Raum sein ? Einhundertfünfzig, Zweihundert, keine Ahnung. Einige von Ihnen haben heute sicher schon viel Spaß gehabt. Ich? Hatte keinen Spaß, heute zumindestens nicht. Wie jetzt, wie war mein Wochenende, wie war deines denn? Ich weiß man beantwortet keine Frage mit einer Gegenfrage schon gar nicht wenn man mit seinem Laptop im Zwiegespräch steht. Wie paranoid. Ja natürlich würde ich jetzt wieder über Sex schreiben, aber was solls wieso auch nicht.